Zeit für die Moder­nisierungs­offensive: Was Haus­be­sitzer denken und brau­chen

Eine Umfrage unter Besitzerinnen und Besitzern von selbstgenutzen Ein- und Zweifamilienhäusern.

Auf einen Blick

  • Qualität eigener Gebäude wird deutlich überschätzt: Viele Eigentümerinnen und Eigentümer schätzen den Energiestandard ihres Zuhauses deutlich besser und damit die Potenziale einer Sanierung geringer ein.
  • Weniger Sanierungen in Planung: Aktuell planen weniger Befragte eine energetische Sanierung als vor zwei Jahren.
  • Schlüssel Nummer 1: Politische Rahmenbedingungen: Viele Befragte würden unter besseren Bedingungen sanieren.
  • Schlüssel Nummer 2: Unterstützung und Informationen: Nicht-Sanierer verweisen oft auf die Komplexität von Sanierungen und auf fehlende Unterstützung.

 

Zeit für die Moderni­sierungs­offensive

Veröffentlichung Oktober 2024

Ein Kooperationsprojekt mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle.

Einleitung

Wie stehen Eigentümerinnen und Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern zum Thema Sanierung? Wie gut sind sie über die Vorteile informiert, was wissen sie über ihre Häuser? Habensie bereits energetische Verbesserungen vorgenommen – oderwürden sie es tun? Und welche Hürden nehmen sie gegebenenfallswahr?

Diese Themen haben die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) und die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) in einer Befragung von mehr als 2.000 Eigentümerinnen und Eigentümern durch das Institut B&L Marktdaten untersucht. Dabei können zahlreiche Ergebnisse mit einer IKND-Befragung von 2022 verglichen werden, woraus sich Trends ablesen lassen. Die Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung: Ein- und Zweifamilienhäuser machen über 80 Prozent aller Wohngebäude in Deutschland aus.

Mehr als 50 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser fallen allein in die schlechtesten Energieeffizienzklassen F, G und H. Sie sind energetisch gar nicht oder nur geringfügig saniert und werden fossil beheizt. Doch die Sanierungsrate liegt chronisch viel zu niedrig. So werden nicht nur die Energie- und Klimaziele verfehlt – auch der Erhalt von Bausubstanz und Gebäudewert gelingt immer schlechter. Da die EU den Mitgliedstaaten klare Vorgaben für die energetische Verbesserung der schlechtesten Gebäude setzt, muss spätestens die kommende Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um die Sanierungsquote deutlich zu steigern.

Qualität eigener Gebäude wird deutlich überschätzt

Bei der Frage zum Energiestandard werden die eigenen Häuser zum Teil deutlich zu positiv beurteilt. Rund 45 Prozent
der Befragten konnten zum Energiestandard ihres Hauses eine Aussage treffen. Für die Energieeffizienzklassen A+ bis D stimmen die Aussagen recht gut mit der Verteilung überein, die eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz ermittelt hat. Allerdings sortieren nur etwa 13 Prozent der Befragten ihre Häuser in die schlechten Klassen E bis H ein, zu der jedoch ca. 68 Prozent des Wohngebäudebestands gehören. Zu dieser
Fehleinschätzung passt, dass rund 80 Prozent der Befragten angeben, dass ihre Häuser in einem guten Zustand seien
und (eher) nicht saniert werden müssten.

Weniger Sanierungen in Planung

Der akute Preisschock im Zuge der Energiekrise ist zwar Vergangenheit, gleichwohl wirken die Erfahrungen nach. So haben viele Hausbesitzerinnen und -besitzer Sorge vor steigenden Energiekosten. Zudem ist das Wissen um die positiven Effekte energetischer Sanierungen breiter geworden ist. Das wirkt sich momentan allerdings nicht auf die Sanierungsquote aus: Nur etwa einer von zehn Befragten ist dabei, das Haus mit (Einzel-) Maßnahmen wie etwa die Installation neuer Fenster oder Wärmepumpe, die Dämmung von Dach oder Keller zu ertüchtigen. 2022, während der Energiekrise, war dieser Anteil vergleichbar.

Schlüssel Nummer eins: politische Rahmenbedingungen

Die Politik ist gefordert, die Förderung zu optimieren. So halten 55 Prozent der Befragten die staatlichen Förderprogramme für energetische Sanierungen für (eher) unattraktiv. Nur 35 Prozent der Menschen, die saniert haben, gerade dabei sind oder eine Sanierung geplant haben, haben überhaupt eine staatliche Förderung in Anspruch genommen. Von den Möglichkeiten der steuerlichen Absetzbarkeit haben immerhin knapp 60 Prozent der Sanierer Gebrauch gemacht. Auffällig ist, das Eigenheimbesitzende mit höherem Bildungsabschluss und höherem Einkommenhäufiger Zuschüsse bzw. Förderungen in Anspruch genommen haben als die anderen Gruppen. Gleichzeitig besteht der klare Wunsch nach Förderung. Sogeben rund 70 Prozent der Befragten – die weder jetzt noch in den letzten Jahren Sanierungen durchgeführt haben und auch keine planen – an, dass eine bessere staatliche Förderung sie zur energetischen Sanierung motivieren könnte

Schüssel Nummer zwei: Unterstützung und Informationen

Bei den Argumenten, die zu einer energetischen Sanierung motivieren könnten, steht die leichte und unkomplizierte Umsetzung von zwölf Antwortkategorien an Platz eins. Über 70 Prozent der Befragten, die weder jetzt noch in den letzten Jahren Sanierungen durchgeführt haben oder eine planen, würden möglicherweise sanieren, wenn der Prozess von der Information über die fachliche Planung, die Beantragung von Fördermaßnahmen bis hin zur Begleitung der Umsetzung weniger kompliziert und besser betreut wäre. Das lenkt den Blick auf die Beratungspraxis. An erster Stelle sind derzeit noch die lokalen Handwerkerinnen und Handwerker gefordert, Interessierten Auskunft zu geben. 72 Prozent der Befragten, die in den letzten Jahren energetisch saniert haben oder es gerade tun, verweisen auf diese Fachleute als Informationsquelle.

Ausblick und Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse der wiederholten Befragung zeigen eindeutig, dass die Energiekrise und die Preisschocks bei selbstnutzenden Hauseigentümerinnen und -eigentümern zu einer Sensibilisierung geführt haben. Je schneller und umfangreicher die Politik jetzt die Rahmenbedingungen für Modernisierungen verbessert, umso stärker werden die Eigentümerinnen und Eigentümer reagieren und energetisch modernisieren. So können sie den Wert ihrer Immobilie erhalten und sie zukunftsfest gegen steigende Energiepreise machen.
 

Handlungsempfehlungen

Förderung verbessern: Die aktuellen Förderungen werden vielfach als unattraktiv wahrgenommen. Der Staat ist gefordert, die Maßnahmen kritisch zu hinterfragen und sie stärker auf die Bedürfnisse der Adressaten auszurichten. Mögliche Ansätze könnten lauten: Haushalten mit geringen bis mittleren Einkommen einen stärkeren Förderzuschuss für die Sanierung alter Häuser zu bieten sowie steuerliche Anreize für Haushalte mit höheren Einkommen zu optimieren. 

Beratungspraxis ausbauen: Hausbesitzerinnen und-besitzer fühlen sich vielfach von Sanierungen überfordert und empfinden sie als zu kompliziert. Kommunen sollten dabei unterstützt werden, zusammen mit Energieberatenden, Handwerksbetrieben und Planenden integrierte Beratungsstellen aufzubauen, die im gesamten Sanierungsprozess helfen (One-Stop-Shops). 

Mehr Planungssicherheit bieten: Selbstnutzende Hauseigentümerinnen und -eigentümer sind nicht zuletzt durch die Debatten um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verunsichert, was sich negativ auf die Sanierungsbereitschaft auswirkt. Alle politisch Handelnden sind gefordert, die Notwendigkeit und die Chancen der energetischen Modernisierung klar zu kommunizieren, verbindliche Rahmenbedingungen zu schaffen und insbesondere Förderprogramme langfristig zu sichern.

Methodik

B+L Marktdaten GmbH hat die Untersuchung deutschlandweit im August / September 2024 durchgeführt. Online wurden 2.028 Menschen ab 25 Jahren befragt, die ein Ein- oder Zweifamilienhaus besitzen und dieses selbst nutzen. Die Umfrage ist repräsentativ mit einer leichten Verzerrung bei den Altersgruppen. Für den Vergleich wurden Ergebnisse einer Umfrage der IKND aus dem Sommer 2022 unter selbstnutzenden Ein- und Zweifamilienhausbesitzerinnen und -besitzern herangezogen.

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