Trotz Gaspreisbremse: Siebenfache Kosten in unsanierten Häusern
KlimaPolitikGebäude & Wärme
| Pressemitteilung, 15.12.2022
Die Gaspreisbremse soll die Menschen in Deutschland vor exorbitanten Heizkosten schützen. Dennoch werden die Bewohnerinnen und Bewohner von Häusern der schlechtesten Energieeffizienzklasse mehrere tausend Euro mehr im Jahr für Gas zum Heizen ausgeben müssen als Menschen, die in Häusern mit einem guten Energiestandard leben. Das zeigt eine Berechnung der Initiative Klimaneutrales Deutschland.
Rund drei Millionen Wohnhäuser in Deutschland gehören der schlechtesten Energieeffizienzklasse H an – das ist rund jedes siebte Haus. Schlechte Fenster, ungedämmte Dächer und unisoliertes Mauerwerk führen dazu, dass siebenmal mehr Gas mehr nötig ist, um diese Gebäude zu heizen als in Gebäuden mit einem zeitgemäßen Energiestandard. Trotz der Gaspreisbremse, die der Bundestag heute beschlossen hat, müssen die Bewohner dieser Häuser erhebliche Summen zum Heizen aufwenden: Eine Familie, die in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus der Energieeffizienzklasse H wohnt, muss künftig fast 5.600 Euro für Gas im Jahr aufbringen und damit 4.800 Euro mehr als eine Familie, die ein Haus der Klasse A bewohnt. Gegenüber dem Jahr 2021 liegen ihre Mehrkosten bei über 3.000 Euro im Jahr.
Das Heizen einer Wohnung von 60 Quadratmetern der Effizienzklasse H wird im nächsten Jahr mit rund 2.250 Euro zu Buche schlagen – fast 2.000 Euro mehr als es kostet, eine identische Wohnung der Klasse A mit Gas zu heizen und das Doppelte der Aufwände für eine Wohnung der Klasse D.
Gaspreisbremse nur vorrübergehendes Pflaster
„Die Gaspreisbremse kann nur als vorübergehendes Pflaster helfen. Auf Dauer führt kein Weg daran vorbei, den Gasverbrauch zu senken, damit Heizen bezahlbar bleibt. Häuser der Energieeffizienzklasse H können sich bei den heutigen und wohl auch künftigen Gaspreisen weder die Bewohner noch die Steuerzahler dauerhaft leisten. Es ist ökonomisch und ökologisch nachhaltiger, Milliarden von Euro für eine bessere Energieeffizienz auszugeben, als das Geld für eine Heizkostenförderung auszugeben, die im wahrsten Sinne des Wortes zum Schornstein hinausgeht. Die Zeit, um die Wärmewende zu starten, ist jetzt“, sagt Carolin Friedemann, Geschäftsführerin und Gründerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND).
Arme Menschen und Rentner besonders betroffen
Betroffen sind insbesondere Menschen mit geringem Einkommen und Rentner. Diese wohnen überdurchschnittlich häufig in älteren Gebäuden mit schlechtem Energieeffizienzstandard, wie eine Studie des Öko-Instituts zeigt. Zugleich ist ihnen ebenso wie den meisten anderen Bewohnern eigener Häuser sehr häufig unbekannt, welche Einsparpotenziale eine energetische Modernisierung bietet und wo diese beauftragt werden kann, wie eine Umfrage der Initiative Klimaneutrales Deutschland unter Hausbesitzern ergeben hat. „Um eine Sanierungswelle anzuschieben, muss die Regierung nicht nur Geld bereitstellen, sondern auch leicht zugängliche Angebote fördern sowie gut verständliche und attraktive Informationsangebote für die Breite der Gesellschaft machen“, sagt Friedemann.
Methode
Der Berechnung wurden die Gaspreise von Anfang August 2021 und Mitte Dezember 2022 sowie der im Gesetz zur Einführung einer Preisbremse für leitungsgebundenes Erdgas und Wärme (Gaspreisbremse) festgehaltenen Preis von 12 Cent für 80 Prozent des Verbrauchs zugrunde gelegt. Im August 2021 lag der Preis noch bei 6 ct/kWh. Im Dezember 2022 liegt er bei mehr als dem Dreifachen mit 20 ct/kWh. Diese Werte wurden mit den mittleren Energieverbrauchswerten abhängig der Effizienzklasse für ein beispielhaftes Haus sowie eine beispielhafte Wohnung multipliziert, um die Gaskosten zu erhalten. Dabei wurde ein gleichbleibender Verbrauch zum Vorjahr angenommen.
Die Analyse sowie Grafiken sind auf dieser Seite abrufbar.
Hinweis Diese Version wurde ggü. einer früheren korrigiert. Denn für eine Musterwohnung der Klasse D fallen ca. 1.000 € Heizkosten mit Gaspreisbremse an, nicht 2.250 €.