Trotz Gaspreisbremse: Siebenfache Kosten in unsanierten Häusern
Veröffentlichung Dezember 2022
Bei Häusern der Energieeffizienzklasse H wird die Gasrechnung für 2023 trotz Gaspreisbremse fast das Siebenfache dessen betragen, was Menschen in sanierten Häusern zahlen.
Veröffentlichung Dezember 2022
Mitte Dezember 2022 hat der Bundestag die Gaspreisbremse beschlossen, die zum 01.01.2023 in Kraft tritt. Diese Bremse bewirkt, dass 80 Prozent des eigenen Gasverbrauchs bei 12 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) gedeckelt werden. Die restlichen 20 Prozent werden zu dem Preis fällig, den der Versorger aufruft. Der aktuelle Gaspreis (Mitte Dezember) liegt bei 20 ct/kWh.
Auf dieser Basis hat die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) analysiert, welche Auswirkungen dieser Preisanstieg auf Häuser und Wohnungen – und damit private Haushalte – unterschiedlicher Energieeffizienzklassen hat. Die Gasrechnung beträgt sowohl für Menschen in Einfamilienhäusern als auch in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern der schlechtesten Effizienzklasse H fast das Siebenfache. Das ergibt sich aus dem höheren Grundverbrauch. An diesem gravierenden Unterschied ändert auch die Gaspreisbremse nichts, denn ein schlechter energetischer Standard führt zu hohem Heizenergieverbrauch. Auch sparsames Verhalten kann dem nur begrenzt entgegenwirken. In Deutschland gehören 14 Prozent aller Wohngebäude der schlechtesten Effizienzklasse an, das sind fast 3 Millionen Häuser.
Die Grundlage der folgenden Berechnungen sind ein Einfamilienhaus mit 150 m2 Wohnfläche sowie eine Wohnung mit 60 m2 Wohnfläche. Der Vergleich bezieht die Energieeffizienzklasse D ein, da sich das durchschnittliche deutsche Haus mit einem Energiebedarf von rund 125 kWh/m2 p.a. in dieser Klasse befindet. Ein Fünftel aller Wohngebäude in Deutschland hat die Energieeffizienzklasse D; das entspricht einem gut sanierten Altbau. Ab einem Energieverbrauch von etwa 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr rentiert sich zudem in den meisten Fällen der Einbau einer Wärmepumpe.
Auf die Bewohnenden eines durchschnittlichen Einfamilienhauses der Energieeffizienzklasse H (Haus H) kommen für das nächste Jahr (2023) 5.610 Euro Gaskosten zu. Das sind über 3.000 Euro mehr als noch 2021 und 4.794 Euro mehr als für ein gleich großes Haus der Energieeffizienzklasse A fällig werden.
Bei 60 m2-Wohnungen in Gebäuden der Klasse H (Wohnung H) liegen die Kosten bei etwa 2.244 Euro - fast 2.000 Euro mehr als für eine gleich große Wohnung der Klasse A anfallen.
Ausschlaggebend für die Vervielfachung der Verbraucherpreise für Gas sind die Großhandelspreise sowie die Umsatzsteuer darauf. Unverändert bleiben Konzessionsabgabe, Gassteuer und Netznutzungsentgelte. An der deutlichen Kostensteigerung für die Bewohnenden von schlecht sanierten Häusern – egal ob im Einfamilienhaus oder der kleinen Wohnung – ändert auch die Gaspreisbremse nichts.
Wie diese Analyse zeigt, müssen diejenigen, die in schlechten Häusern leben, absehbar ein Vielfaches dessen zahlen, was Menschen in sanierten Häusern zahlen müssen. Eine Studie des Öko-Instituts hat gezeigt, dass von den rund 14 Millionen Deutschen, die in selbstgenutztem Eigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern wohnen, 11 Prozent im unteren Einkommensdrittel verortet sind. Mehr als die Hälfte der Häuser werden von Paaren ohne Kinder bewohnt, davon sind über 40 % im Rentenalter. Und je geringer das Einkommen, desto häufiger wohnen diese Haushalte in einem älteren Gebäude.
Eine Umfrage der IKND unter Hausbesitzern zeigt, dass die meisten von ihnen nur sehr wenig über Energieverbrauch, Energiekosten und Einsparpotenziale durch Sanierung wissen. An dieser Stelle braucht es gezielte Informationen, die Hausbesitzern Einsparpotenziale und weitere Vorteile einer Sanierung erläutern. Anlässe neben Hauskauf, Umbau oder Schadensfall können beispielsweise die jährliche Energiekostenabrechnung, Thermenwartung etc. sein. Verstärkte Aufklärung über Vorteile und Förderung sind essenziell für eine Steigerung der Sanierungsquote.
Methodik:
Der Berechnung wurden die Gaspreise von Anfang August 2021, Mitte Dezember 2022 sowie das Gesetz zur Einführung einer Preisbremse für leitungsgebundenes Erdgas und Wärme (Gaspreisbremse) festgehaltenen Preis von 12 Cent für 80 Prozent des Verbrauchs zugrunde gelegt. Im August 2021 lag der Preis noch bei 6 ct/kWh. Im Dezember 2022 liegt er bei mehr als dem Dreifachen mit 20 ct/kWh. Diese Werte wurden mit den mittleren Energieverbrauchswerten abhängig der Effizienzklasse für ein beispielhaftes Haus sowie eine beispielhafte Wohnung multipliziert, um die Gaskosten zu erhalten. Dabei wurde ein gleichbleibender Verbrauch zum Vorjahr angenommen.