Wind­kraft und Strom­kosten

Mit Windkraft erzeugter Strom ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kostengünstiger als herkömmliche fossile Energieträger.

Auf einen Blick

  • Stromerzeugung mit Windkraft ist günstiger als mit fossilen Energieträgern.
  • Verfügbare Menge an erneuerbarer Energie ist ein wichtiger Preisfaktor: je größer der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien, desto weniger teure fossile Erzeugungsarten werden für die Stromerzeugung gebraucht.
  • Wirtschaftliche Teilhabe an Windenergieprojekten erhöht lokale Akzeptanz.
  • Bayerische Bürgerenergieanlagen haben im letzten Jahr hohe Renditen mit Windkraft erzielt. Zwei Beispiele, die zeigen, dass sich Investitionen in erneuerbare Energie lohnen, sind die bayerischen Gemeinden Wildpoldsried und Berching.

KlimaEnergieWirtschaft & Arbeit

| Analyse, 13.05.2023

Stromerzeugung mit Windenergie ist günstiger als mit fossilen Energieträgern

Windenergie an Land ist die günstigste Technologie zur Stromerzeugung in Deutschland – mit deutlichem Abstand zu Kraftwerken, die mit fossilen Energieträgern wie Kohle- und Gas betrieben werden. Anders als fossile Energieträger, die aufwendig abgebaut und gefördert werden müssen, ist der Energieträger Wind kostenlos und unbegrenzt verfügbar. Zukünftig wird Strom aus erneuerbaren Energien noch günstiger. Das Frauenhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE prognostiziert, dass Photovoltaik- und Windenergieanlagen bis zum Jahr 2040 die durchschnittlichen Kosten für die Stromerzeugung aller fossilen Kraftwerke deutlich unterbieten.

Verfügbare Menge an erneuerbarer Energie beeinflusst den Strompreis

Der Strompreis in Deutschland wird an der Strombörse EEX in Leipzig verhandelt. Hierfür werden alle Anlagen, die ihren Strom zum Verkauf anbieten, anhand ihrer Preise aufsteigend hintereinander angeordnet. Zuerst werden diejenigen mit den niedrigsten Kosten eingesetzt. Danach folgen die Kraftwerke mit höheren Kosten, und zwar so lange, bis die Nachfrage nach Strom gedeckt ist. Diese Ordnung nennt man Merit Order. Da Windkraft- und Photovoltaikanlagen die günstigsten Technologien zur Stromerzeugung sind, stehen sie in der Merit Order ganz vorne. Die teuren fossilen Technologien, wie zum Beispiel Gaskraftwerke, bilden das Schlusslicht. Das teuerste Kraftwerk, das noch benötigt wird, um den Strombedarf zu decken, bestimmt den Strompreis.

Im Umkehrschluss heißt das: je größer der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien, desto weniger teure fossile Erzeugungsarten werden gebraucht. Die verfügbare Menge an Strom aus erneuerbaren Energien ist also ein wichtiger Preisfaktor.

Momentan können die Preisvorteile von erneuerbaren Energien jedoch größtenteils nicht über die Stromabrechnung an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben werden. Zum einen verfügt Deutschland noch nicht über ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien, um die Stromnachfrage zu decken und muss daher weiterhin Strom mit teuren fossilen Kraftwerken erzeugen. Zum anderen ist der an der Strombörse ermittelte Strompreis für ganz Deutschland einheitlich gültig. Der Strompreis variiert also nicht je nach Verfügbarkeit von günstiger erneuerbarer Energie vor Ort. Mittels wirtschaftlicher Teilhabe an erneuerbaren Energieprojekten können Bürgerinnen und Bürger dennoch ihre eigenen Stromkosten senken – wenn auch nur mittelbar.

Wirtschaftlichen Teilhabe an Windenergieprojekten ermöglicht es die eigenen Stromkosten zu senken

Es gibt zahlreiche aktive und passive Formen der wirtschaftlichen Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern an Windenergievorhaben. Ein viel verbreitetes Teilhabeformat in Bayern sind Bürgerenergieanlagen. Fast jede zweite Kilowattstunde erneuerbarer Energie kommt in Bayern aus Bürgerenergieanlagen, das heißt einer Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energien, die Bürger gemeinschaftlich betreiben oder finanzieren. Die Anlagen haben durchschnittlich eine Rendite zwischen drei und fünf Prozent. Seit 2021 haben sich aufgrund der steigenden Energiepreise Investitionen in Windkraft nun besonders gelohnt. Die Renditen stiegen teilweise auf bis zu 20 Prozent an. Dank wirtschaftlicher Teilhabeformate vierdienen auch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort mit.

Weitere Beispiele der wirtschaftlichen Teilhabe sind die aktive Beteiligung an der Finanzierung eines Windrads, stiller Beteiligung oder Sparbriefen, oder die passive Teilhabe über Flächenpacht. Außerdem können Betreiber neuer Windenergieanlagen Bewohnern einen Bürgerstromtarif anbieten. Dieser darf per Gesetz maximal 90 Prozent des örtlichen Grundversorgertarifs betragen und kann für die Bewohner, je nach bisherigen Strombezugskosten, eine Ersparnis von ca. 100-200 € pro Jahr bedeuten.

Wirtschaftliche Teilhabe erhöht lokale Akzeptanz für Windkraft

In einer von der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) beauftragten aktuellen Civey-Umfrage geben zwei Drittel der befragten Bayern an, dass sie den Bau von Windkraftanlagen in ihrer Gemeinde akzeptieren, wenn dadurch ihre Stromkosten sinken.

Praxisbeispiele: Investitionen in die Zukunft können sich heute schon auszahlen

Wildpoldsried (Regierungsbezirk Schwaben)

Landkreis: Oberallgäu

Einwohner: 2.602

Stromverbrauch: 6.132 MWh

Stromerzeugung aus Wind: 31.324 MWh (511 Prozent des ortseigenen Stromverbrauchs)

Wildpoldsried ist einer der bayerischen Vorreiter der Energiewende. Dank der erneuerbaren Energien vor Ort produziert das Dorf inzwischen acht Mal mehr Strom als es verbraucht. Die Windkraft trägt dazu erheblich bei – neun Windenergieanlagen stehen in dem kleinen Ort im Oberallgäu. An den Anlagen sind auch 400 Bürgerinnen und Bürger beteiligt und verdienen daher mit ihnen Geld. Während die Bürgerenergiegesellschaft für ihren mit Windkraft erzeugten Strom an der Strombörse in normalen Jahren drei bis fünf Cent erhielt, bekam sie im Juni 2021 19 Cent pro Kilowattstunde. Das freut auch die beteiligten Bürgerinnen und Bürger: um kein Aufbewahrungsentgelt zahlen zu müssen, zahlt die Gesellschaft momentan einmal im Quartal Gewinne aus.

Weitere Informationen: https://www.wildpoldsried.de/windkraft.html

 

Berching (Regierungsbezirk Oberpfalz)

Landkreis: Neumarkt i.d. Oberpfalz

Einwohner: 9.007

Stromverbrauch: 58.391 MWh

Stromerzeugung aus Wind: 44.786 MWh (76,7 Prozent des ortseigenen Stromverbrauchs)

Berching beheimatet einen der größten Bürgerwindparks Bayerns. Zehn Windkraftanlagen produzieren hier rund 45 Millionen Kilowattstunden Strom und sparen somit jährlich mehr als 33.000 Tonnen Treibhausgase ein. Dank der aktiven Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an der Finanzierung der Windkraftanalgen konnten 30 Prozent des Investitionsvolumens gedeckt werden. Nun sind an den Erträgen der Windstromproduktion ca. 2.400 Bürgerinnen und Bürger und acht Kommunen über Energiegenossenschaften, Betreibergesellschaften und den Oberpfälzer Windfonds beteiligt.

Weitere Informationen: https://www.berching.de/erneuerbare-energien/

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