Interview mit Carolin Friedemann

Geschäftsführerin und Gründerin, c.friedemann@initiative-klimaneutral.de

Carolin, warum braucht es die Initiative Klimaneutrales Deutschland?

Deutschland hat sich per Gesetz dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu werden. Dazu wollen wir beitragen. Wir verfolgen den Ansatz, vorhandene bzw. laufende Debatten zu Klima- und Energiethemen aufzugreifen und sie durch aus unserer Sicht weniger berücksichtigte Aspekte zu bereichern. Ein Beispiel dafür ein sehr aktuelles Thema: die Verschränkung von Außen- und Verteidigungspolitik mit energiepolitischen Fragen. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine sind diese Themen unwiederbringlich miteinander verwoben, die Fachwelten besprechen das jedoch überwiegend in ihrer Peergroup, das gilt auch für die Politik. Das wollen wir aufbrechen und inhaltliche Brücken schlagen.

Wir setzen auf Kommunikation als Mittel, um bestehende Konflikte auf dem Weg zur Klimaneutralität, wie z.B. Markt vs. Regulierung, Stadt vs. Land, abzumildern. Das heißt für uns vor allem andere Perspektiven wahrnehmen und eröffnen. Das tun wir u.a. in Form von Umfragen, Pressearbeit, Hintergrundpapieren und Veranstaltungen.

Wo liegt die größte Herausforderung auf dem Weg zur Klimaneutralität?

Da der Klimawandel ein sogenanntes „wicked problem“ ist, also ein komplexes Problem, besteht die größte Herausforderung wohl in der Vielzahl an Dimensionen, die er betrifft. Hier sehe ich vor allem drei Punkte: 1. eine sozial gerechte Transformation zur Klimaneutralität, 2. kreative Lösungen über verschiedene wirtschaftliche Sektoren hinweg, und 3. mehr Klimaambition bei den Industrieländern wie Deutschland statt auf Länder wie China und Indien zu zeigen.

Was wünschen du dir heute von der Politik?

Ich wünsche mir mehr differenzierte Ehrlichkeit ohne Alarmismus. Der Weg zur Klimaneutralität wird anstrengend, das merken wir gerade alle – aber gemeinsam kann unsere Gesellschaft das schaffen und dabei ihren Wohlstand erhalten. Davon bin ich überzeugt. Hierfür braucht es ehrliche Kommunikation, dann aber auch die Konsequenz, notwendige Maßnahmen umzusetzen. Aus meiner Erfahrung haben die meisten Menschen ein sehr gutes Gespür dafür, wenn Politik das eine sagt, aber das andere tut.

Was hast du in den letzten sieben Tagen fürs Klima getan?

Ich reise häufig für Termine nach Berlin – und nutze dafür ausschließlich den Zug. Der ICE-Sprinter bringt mich in vier Stunden von München Hauptbahnhof nach Berlin Hauptbahnhof. Das wäre mit dem Flugzeug nicht möglich. Entgegen der oft in Social Media und Presse beschriebenen Probleme, habe ich selten Verspätung – und das WLAN läuft mittlerweile auch meistens so, dass man gut arbeiten kann.

Wo hat es in den letzten sieben Tagen nicht ganz so geklappt mit vorbildlichen Klimaverhalten?

Die letzten Tage waren gute Klimatage. Aber im Frühjahr und Sommer ist es schwierig: Wandersaison. Die Wochenenden nutze ich sehr gern zum Bergwandern in den Alpen. Leider sind die Zug- und Busverbindungen vor allem zu weniger besuchten Bergen nicht so gut. Deshalb bin ich mit dem Auto gefahren.

Warum sollten wir alle mal aufatmen?

Der Klimawandel ist da – während zum Beispiel einige Regionen in Deutschland im Frühjahr schon vertrocknen, werden andere überflutet. Aber ich soll den Blick auf etwas Positives werfen.

Obwohl es sich um eine neuartige, komplexe Herausforderung handelt, halten wir entscheidende Werkzeuge zur Lösung bereits in der Hand. Dazu zählen für mich vor allem der massive Ausbau von erneuerbarer Energie sowie und das Sparen von Energie – hier sehe ich sowohl die Wirtschaft in der Pflicht als auch uns alle als Privatmenschen mit unseren Konsumentscheidungen.

Wie erholst du dich von schlechten Nachrichten?

Das ist eine schwierige Frage. Ich habe schon Phasen, in denen ich denke, klimapolitisch geht nichts voran. Aber dann versuche ich mir vor Augen zu führen, was sich doch alles bewegt. In Anbetracht der politischen Ausgangslage passiert ja doch einiges. Und Gespräche mit dem Team helfen ebenso.

Was sollten wir lesen oder hören?

Ich bin großer Fan von Podcasts und empfehle sehr den Kanal Handelsblatt Green & Energy. Hier gefällt mir vor allem, dass sowohl Moderation als auch Gäste meist sehr gut differenzieren – wie auch in anderen Politikbereichen gibt es in der Klimapolitik keine Schwarz-Weiß-Lösungen.

Einen Lesetipp habe ich auch parat: „Don’t even think about it“ von George Marshall, dem Gründer der britischen Organisation Climate Outreach. In dem Buch beschreibt er anhand von Unterhaltungen mit verschiedenen Experten aber auch Betroffenen von Umweltkatastrophen, warum der Mensch den Klimawandel weitestgehend ignoriert – und kommt dabei ganz ohne Anschuldigungen aus.

 

Carolin Friedemann über Kommunikation, Klimaschutz und die Aufgaben der Initiative Klimaneutrales Deutschland:

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