Energetische Gebäude­sanierung: ein unsichtbarer Schatz

Die Energiekosten steigen seit Monaten kontinuierlich, vor allem wegen steigender Energiepreise für fossile Energieträger. Energetische Sanierung bietet Einsparpotenziale an Energie, Kosten und Treibhausgasen - welche Hauseigentümer deutlich unterschätzen, wie eine von der Initiative Klimaneutrales Deutschland beauftragte Umfrage zeigt.

Auf einen Blick

  • Fehlendes Hintergrundwissen: Eigentümer selbstgenutzter Ein- und Zweifamilienhäuser wissen wenig über die Einsparpotenziale energetischer Sanierung und über die Energieeffizienzklasse ihres Hauses.
  • Nichts in Planung: Obwohl die Preise für Energie seit Ende 2021 stark gestiegen sind und dies von Politik und Medien umfangreich thematisiert wird, wird der Anstieg der eigenen Heizkosten unterschätzt. Trotzdem gibt die überwiegende Mehrheit der Hausbesitzer an, keine Sanierung zu planen. Diese Gruppe würde sich jedoch durch staatliche Förderung überzeugen lassen.
  • Große Zufriedenheit: Eigentümer, die in den vergangenen fünf Jahren eine Sanierung durchgeführt haben, sind mit ihrer Entscheidung sehr zufrieden.
  • Gezielte Informationen: Es braucht für Eigenheimbesitzer gezielte Informationsangebote sowohl was den energetischen Zustand des eigenen Hauses als auch Einsparpotenziale sowie Fördermöglichkeiten angeht.

Energetische Gebäudesanierung: ein unsichtbarer Schatz

Veröffentlichung Juni 2022

KlimaPolitikGebäude & Wärme

| Factsheet, 20.06.2022

Energetische Sanierung bietet zahlreiche Einsparmöglichkeiten

Die Energiekosten steigen seit Monaten kontinuierlich, maßgeblich getrieben von den Preisanstiegen fossiler Energieträger. Energetische Sanierungen bieten zahlreiche Einsparpotenziale – an Energie, Kosten und Treibhausgasen. Diese Potenziale werden jedoch von Hauseigentümern deutlich unterschätzt, wie die von der Initiative Klimaneutrales Deutschland beauftragte Umfrage zeigt.

Ausgangslage

Rund 40 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes in Deutschland geht zurück auf den Gebäudesektor. Seit Ende 2021 steigen die Energiepreise im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie kontinuierlich an. Dies ist maßgeblich getrieben von den Preisanstiegen fossiler Energieträger. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat sich diese Entwicklung verstärkt. Energetische Sanierungen bieten Hauseigentümern zahlreiche Möglichkeiten Energie und Kosten zu sparen – hinzu kommt noch der Nutzen für das Klima. Diese Potenziale werden jedoch von Hauseigentümern deutlich unterschätzt, wie die von der Initiative Klimaneutrales Deutschland beauftragte Umfrage zeigt.

Die Umfrage-Ergebnisse

Energiesparpotenzial

Bei der Frage, welche der weitläufig bekannten Maßnahmen insgesamt am meisten Treibhausgase einsparen könnten, erreicht die energetische Gebäudesanierung immerhin Platz 2. Tatsächlich ist sie unter den Top drei Antworten aber die effektivste Maßnahme, um Treibhausgase einzusparen.

Die meiste Heizenergie geht über die Gebäudehülle verloren, also über Wände, Dach, Keller und Fenster. Durchschnittlich verliert ein unsaniertes Einfamilienhaus etwa ein Viertel der Wärme über seine Wände; jeweils ein Fünftel der verlorenen Wärme entweicht über Dach, Fenster und Keller. Der verbleibende Wärmeverlust entsteht durch Lüften. Allein deswegen sollte beispielsweise die Fassade nach 20 Jahren erneuert werden, Fenster, Türen und Rollläden sollten nach 25 bis 30 Jahren saniert und Heizkörper spätestens nach 30 Jahren ausgetauscht werden.

Steigende Energiekosten

Insbesondere der Anstieg von Heizkosten ist seit mehreren Monaten immer wieder Gegenstand der politischen Debatte. Auch in den Medien wird das Thema nach wie vor behandelt, u.a. mit konkreten Zahlen, welche Mehrkosten auf die Privathaushalte Laufe des Jahres zukommen. Daher haben wir die Umfrageteilnehmenden gebeten, ihre monatlichen Mehrkosten für Heizung und Warmwasser zu schätzen.

Gebäudebestand

In der Umfrage wurden die Hauseigentümer zudem gebeten, die Verteilung der Wohngebäude in Deutschland auf Ein- und Zweifamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser zu schätzen. Wahrnehmung und Realität liegen hier deutlich auseinander, wie die folgende Abbildung zeigt. Im Durchschnitt schätzen die Befragten den Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern auf rund 42 Prozent, tatsächlich liegt der Anteil doppelt so hoch. Rund 80 Prozent der Ein-und Zweifamilienhauser werden von den Eigentümern selbst bewohnt.

Drei Viertel der Ein- und Zweifamilienhäuser wurden vor 1979 erbaut. Ein Großteil des deutschen Gebäudebestands ist demnach über 40 Jahre alt und wurde ohne verpflichtende Berücksichtigung von Energieeffizienzstandards gebaut. Das erste Gesetz für den energiesparenden Wärmeschutz in Gebäuden, die erste Wärmeschutzverordnung, trat erst 1977 in Kraft. Hinzu kommt, dass bei einer Vielzahl an Gebäuden in den kommenden Jahren aufgrund des Gebäudealters sowieso Sanierungen anstehen. Zudem werden rund 80 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser von den Eigentümern selbst bewohnt. Hier versteckt sich somit der Boost-Knopf der Wärmewende, den jeder Hausbesitzer selbst drücken kann.

Dennoch kennen zwei Drittel der befragten Eigentümer den Energiestandard ihres Hauses nicht. Auch eine YouGov-Umfrage aus dem Oktober 2021 unter Immobilieneigentümern, darunter auch Mehrfamilienhäuser, zeigt: nur jeder vierte Hausbesitzer kennt die Energieeffizienzklasse der eigenen Immobilie.

Sanierungsentscheidung

Sechs von zehn Befragten haben ihr Haus in den letzten fünf Jahren nicht energetisch saniert. Trotz der steigenden Energiekosten hat dies der Großteil von ihnen auch nicht innerhalb des nächsten Jahres geplant. Sie ließen sich vor allem durch finanzielle Anreize motivieren, doch zu sanieren. Hier steht die staatliche Förderung an Platz 1, sie wurde von 86 Prozent als motivierendes Argument genannt.

Bei der Gruppe der Eigentümer, die in den letzten fünf Jahren eine Sanierung durchgeführt haben oder aktuell dabei sind, waren bzw. sind Handwerker die wichtigste Informationsquelle. Insgesamt zeichnet sich eine große Zufriedenheit mit der Sanierung ab. Insgesamt sind die befragten Sanierer mit ihrer energetischen Sanierung zufrieden: 88 Prozent sagen, die Ergebnisse haben ihre Erwartungen erfüllt und 73 Prozent würden nocheinmal Maßnahmen zur energetischen Sanierung umsetzen.

Politische Pläne zur Sanierungsförderung

Der Gebäudesektor ist aufgrund der hohen Heizkosten und den unverändert hohen Treibhausgasemissionen Teil des sogenannten „Sommerpakets“ des Klimaschutz-Sofortprogramms der Bundesregierung. Die gesetzliche Grundlage für das Klimaschutz-Sofortprogramm bildet Artikel 8 des Klimaschutzgesetzes der Bundesregierung. Dieses schreibt verbindliche Klimaziele mit jährlich sinkenden Treibhausgasbudgets fest, dass der Gebäudesektor im Jahr 2021 zum wiederholten Mal verfehlt hat. Außerdem hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Mai einen Arbeitsplan Energieeffizienz vorgelegt, in dem angekündigt wird, die Förderung von Sanierung im Gebäudebestand in den Fokus zu rücken.

Die Steigerung der Sanierungsrate ist eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass der Gebäudesektor die mittel- und langfristigen Klimaziele erreicht.? Ziel muss es sein, die Energieeffizienz der Gebäude signifikant zu steigern und damit den Energiebedarf effektiv zu verringen. Dies wäre zum einen im Sinne der finanziellen Entlastung der Bürgerinnen und Bürger.
Zum anderen könnte so auch Deutschlands Importbedarf an fossilen Energieträgern und damit die Abhängigkeit von Importländern wie Russland reduziert werden.

Fazit

Die Umfrage zeigt: Es gibt große Wissenslücken über den Zustand des eigenen Hauses sowie das Potenzial energetischer Sanierung. Angesichts der auf absehbare Zeit weiterhin hohe Energiepreise bietet die Sanierung vor allem für Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern eine Möglichkeit, ihre Heizkosten zu senken. Sanierung trägt damit mittelfristig zur finanziellen Entlastung bei. Außerdem ist sie ein Baustein für Deutschlands Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden.

Auch die Bundesregierung hat erkannt, dass Sanierung im Bestand relevant ist, um den Energieverbrauch senken zu können. Eine Neuausrichtung der Förderung ist ein wichtiger Schritt. Damit die Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern die Förderangebote auch annehmen und in eine Sanierung investieren, ist es notwendig, ihr Wissen über Kosten und Nutzen deutlich zu verbessern.

Denn grundsätzlich werden die Potenziale, die Sanierung bietet, von den Befragten erkannt – es bleibt jedoch eine Aktivierungslücke. Der Großteil plant 2022/2023 keine Sanierung. Hier ist die Politik gefragt, diese Zielgruppe gezielt anzusprechen, zu informieren und zu beraten. Hierbei sind laut Umfrage vor allem Handwerker wichtige Multiplikatoren. Positiv ist auch, dass nahezu alle, die in den vergangenen Jahren saniert haben, mit ihrer Entscheidung zufrieden sind. Bessere Informationen über erfolgreiche Sanierungsprojekte könnten helfen, Hausbesitzer, die am Nutzen der Sanierung zweifeln, zu überzeugen.

Das vollständige Factsheet mit Quellenverzeichnis und allen Abbildungen können Sie hier runterladen.

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