Tausende Euro höhere Gas­rechnung in un­sanierten Häusern

Bei Häusern der Energieeffizienzklasse H wird die Gasrechnung um 4.200 Euro höher ausfallen als bei Häusern der Energieeffizienzklasse D in einem Abrechnungszeitraum von einem Jahr.

Gebäude & Wärme

| Analyse, 18.08.2022

Am 03. August 2022 wurden neue Verbraucherpreise für Gas bekanntgegeben. Diese liegen bei 18 ct/kWh – im Vergleich zu 6 ct/kWh im August 2021 eine Verdreifachung. Hinzukommt ab Oktober noch die Gasumlage von 2,419 ct/kWh (2,59 ct/kWh inklusive 7% Mehrwertsteuer). Auf dieser Basis hat die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) analysiert, welche Auswirkungen dieser Preisanstieg auf Häuser – und damit private Haushalte – unterschiedlicher Energieeffizienzklassen hat. Die Berechnungen zeigen, dass die Gasrechnung für Häuser der Klasse H (Haus H) mit der nächsten Abrechnung um 4.200 € höher ausfallen wird als für Häuser mit der Klasse D (Haus D). Die Grundlage der Berechnung ist ein Einfamilienhaus mit 150 m2 Wohnfläche; dies entspricht der durchschnittlichen Wohnfläche für diesen Häusertyp.

 

Die Energieeffizienzklasse D dient als Grundlage des Vergleichs, da sich das durchschnittliche deutsche Haus mit einem Energiebedarf von rund 125 kWh/m2 p.a. in dieser Klasse befindet. Ein Fünftel aller Wohngebäude in Deutschland hat die Energieeffizienzklasse D. Häuser dieser Klasse entsprechen einem gut sanierten Altbau. Ab einem Energieverbrauch von etwa 120 kWh/m2 p.a. rentiert sich zudem in den meisten Fällen der Einbau einer Wärmepumpe.

Auf die Bewohnenden von 60m2-Wohnungen in Gebäuden der Effizienzklasse D (Wohnung D) liegen für den kommenden Winter die Kosten mit etwa 1.414 € bei der Hälfte dessen, was Bewohnende einer solchen Wohnung in einem Gebäude mit Effizienzklasse H zahlen, nämlich 3.111 €. Vierzehn Prozent aller Wohngebäude in Deutschland befinden sich in der Energieeffizienzklasse H.

 

Kanzler Olaf Scholz kündigte am 18. August eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent von Oktober 2022 bis März 2024 an. Dementsprechend beruhen die vorliegenden Berechnungen auf einem angenommenen kWh-Preis für Gas mit 7% MwSt, d.h. 16,3 ct/kWh. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse ist der Verbraucherpreis für Gas weiter auf 31,0 ct/kWh angestiegen. Damit würde sich auch die Lücke zwischen den Gasrechnungen der Energieeffizienzklassen weiter vergrößern. Haus H würde dann 7.500 € mehr zahlen als Haus D, und Wohnung H 1.850 € mehr als Wohnung D.

Eine Analyse, die weitere Energiestandards in den Blick nimmt, haben das Forschungsinstitut für Wärmeschutz und der Bundeverband energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) veröffentlicht.

Entwicklung der Gaspreise (ohne Gasumlage) für die Haustypen D und H seit 2016. Annahme: Haus D hat 2017 saniert.

 

Eine Umfrage der IKND unter Hausbesitzern zeigt, dass die meisten von ihnen nur sehr wenig über Energieverbrauch, Energiekosten und Einsparpotenziale durch Sanierung wissen. Die laufenden Kosten zum Betreiben eines Gebäudes werden oftmals unterschätzt. Hinzu kommt, dass die bevorstehenden Mehrkosten für Heizung und Warmwasser signifikant unterschätzt werden. An dieser Stelle braucht es gezielte Informationen, die Hausbesitzern Einsparpotenziale und weitere Vorteile einer Sanierung erläutern. Anlässe neben Hauskauf, Umbau oder Schadensfall können beispielsweise die jährliche Energiekostenabrechnung, Thermenwartung etc. sein. Verstärkte Aufklärung über Vorteile und Förderung sind essenziell für eine Steigerung der Sanierungsquote.

Clara Mewes, Wissenschaftliche Referentin der IKND:
„Diese gravierenden Unterschiede zwischen sanierten und unsanierten Häusern zeigen, welche positiven Effekte die energetische Gebäudesanierung in der Praxis haben könnte, um exorbitante Rechnungen mittelfristig und auf Dauer zu vermeiden. Gerade Menschen mit geringem Einkommen und ältere Menschen leben meist in älteren Häusern, die in einem schlechten energetischen Zustand sind. Genau diese Gruppen werden auf Grund der rasant gestiegenen – und wohl weiter steigenden – Energiepreise besonders belastet.“

Carolin Friedemann, Geschäftsführerin der IKND:
„Neben der finanziellen Belastung für die Bevölkerung ist es auch aus Gründen der Versorgungssicherheit wichtig, den Gasverbrauch zu senken. Deutschland muss gerade schmerzhaft erfahren, welche Risiken und Gefahren die Abhängigkeit von einem autokratischen System birgt. Es muss jetzt darum gehen, Verbräuche dauerhaft zu senken, um neue Abhängigkeiten für Importe fossiler Energieträger zu vermeiden. Das ist auch unerlässlich, wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral sein möchte.“

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